
Blähton: Ein vielseitiges Substrat für Zimmerpflanzen
Ben BeyerPflanzenfreunde kennen das Dilemma: Zu viel Gießen führt zu Staunässe, zu wenig zu Trockenstress. Gleichzeitig wünscht man sich eine saubere und übersichtliche Lösung, die langfristig funktioniert und wenig Pflegeaufwand erfordert. Blähton ist dafür eine bewährte Antwort – ein mineralisches Substrat, das Feuchtigkeit speichert, für gute Belüftung sorgt und sich zudem mehrfach wiederverwenden lässt.
In diesem Artikel erhältst du einen umfassenden Überblick: Wir erklären, was Blähton genau ist, wie du ihn bei deinen Zimmerpflanzen einsetzt und welche Vor- und Nachteile er mitbringt. Du erfährst, wie du umsteigst, richtig gießt, Schimmel vorbeugst und welche Pflanzen besonders gut auf Hydrokultur reagieren. Zudem beleuchten wir nachhaltige Aspekte und zeigen dir Alternativen auf.
Die 7 wichtigsten Punkte zu Blähton für deine Zimmerpflanzen
- Exzellente Drainage und Belüftung: Verhindert Staunässe und fördert ein sauerstoffreiches Wurzelklima.
- Wasserspeicher: Poröses Inneres der Kugeln nimmt Wasser auf und gibt es langsam wieder ab.
- Wiederverwendbar und stabil: Kein Volumenverlust, einfache Reinigung und jahrelange Nutzung möglich.
- Keim- und schadstofffrei: Mineralisch und steril – ideal für Allergiker und Pilzprävention.
- pH-neutral bis leicht basisch: Beeinflusst den Boden-pH kaum und ermöglicht präzise Nährstoffsteuerung.
- Vielseitig einsetzbar: Als Drainageschicht, Beimischung zur Erde oder als alleiniges Hydrokultursubstrat.
- Umweltaspekte beachten: Hoher Herstellungsaufwand, aber lange Lebensdauer und Torfersatz im Hobbygarten.
Was ist Blähton?
Blähton (auch bekannt als LECA, kurz für Lightweight Expanded Clay Aggregate) besteht aus natürlichem Ton, der bei sehr hohen Temperaturen im Drehofen aufgebläht wird. Unter großer Hitze – etwa 850 bis 1200 °C – verbrennen die im Ton enthaltenen organischen Bestandteile und setzen Gase frei. Diese Gase bilden kleine Hohlräume im Inneren der Tonkugeln. Währenddessen schmilzt nur die äußere Schicht leicht an. Beim Abkühlen entstehen so leichte, poröse Kugeln.
Die Blähton-Kugeln sind innen sehr leicht und durchlässig, außen aber fast geschlossen. Das bedeutet: Sie speichern Wasser im Inneren, saugen es aber nicht vollständig durch die glatte Außenschale auf. Dadurch geben sie Feuchtigkeit langsam und dosiert wieder ab – ideal für Pflanzenwurzeln.
Warum ist Blähton bei Zimmerpflanzen so beliebt?
- Optimale Drainage & Belüftung: Verhindert Staunässe und Wurzelfäule dank grobporiger Struktur.
- Gleichmäßige Wasserversorgung: Speichert Wasser und gibt es langsam über Kapillarkräfte ab.
- Hoher Sauerstoffgehalt: Luftiger als Erde, fördert ein gesundes Wurzelklima.
- Leicht & strukturstabil: Geringes Gewicht, verrottet nicht, behält dauerhaft Form und Volumen.
- Wiederverwendbar & sauber: Kein Schmutz, keine Erde beim Gießen, mehrfach nutzbar.
- Hygienisch: Kein Nährboden für Schimmel, Pilze oder Schädlinge – ideal für Allergiker.
- Kontrollierte Düngung: Gibt keine Nährstoffe ab, beeinflusst pH kaum – volle Düngekontrolle.
Blähton richtig verwenden
Blähton ist vielseitig einsetzbar und längst nicht nur für Hydrokultur interessant. Ob als Drainage, Zuschlagstoff oder vollständiger Substratersatz – die Tonkügelchen verbessern Belüftung, Wasserhaushalt und Stabilität in vielen Pflanzsystemen. Damit Blähton seine Vorteile voll ausspielen kann, solltest Du ihn je nach Anwendung richtig einsetzen. Im Folgenden zeige ich Dir die wichtigsten Möglichkeiten und worauf Du dabei achten solltest.
Drainage
Einer der häufigsten Einsatzzwecke von Blähton ist die Verwendung als Drainageschicht am Topfboden. Du füllst einfach ein paar Zentimeter Blähton in den Topf, bevor Du Erde oder ein anderes Substrat einfüllst. Diese Schicht sorgt dafür, dass sich unten kein Wasser staut. Beim Gießen fließt überschüssiges Wasser durch die Lücken zwischen den Tonkügelchen ab.
Die Wurzeln bekommen so eine Art Pufferspeicher: Selbst wenn Du mal etwas zu viel gießt, bleibt in der unteren Schicht nur ein kleiner Rest an Feuchtigkeit haften – gleichzeitig entsteht ein kleiner Wasservorrat, der durch Kapillarkräfte wieder nach oben steigen kann. Das schützt die Pflanze vor Staunässe und sorgt dafür, dass sie auch bei etwas unregelmäßigem Gießen gut versorgt ist.
In der Praxis reicht meist eine 2–5 cm dicke Schicht Blähton am Boden des Topfes. Bei sehr großen Gefäßen darf es auch etwas mehr sein. Wichtig ist: Die Drainage gehört immer unter den Wurzelbereich.
Zuschlagstoff
Blähton kannst Du auch als Zuschlagstoff oder Substratauflockerer in Blumenerde verwenden. Dafür mischst Du einfach ein paar Schaufeln Blähton unter normale Erde – so wird sie luftiger und durchlässiger. Das ergibt ein sogenanntes leichtes Pflanzsubstrat: Es kann mehr Feuchtigkeit und Nährstoffe pro Volumen halten, bleibt aber trotzdem schön locker. Besonders in Kübeln oder Balkonkästen ist das praktisch, weil das Erdvolumen dort oft klein ist und schnell verdichten kann.
Typischerweise mischst Du Blähton im Verhältnis von etwa 10–30 % unter die Erde. Dadurch wird die Drainage verbessert und der Wurzelbereich besser belüftet. Wichtig zu wissen: Eine mit Blähton versetzte Erde speichert zwischen den Kugeln weniger Wasser als reine Erde – deshalb musst Du in solchen Mischungen meist etwas häufiger gießen. Ein angenehmer Nebeneffekt ist, dass die Töpfe leichter werden und sich einfacher bewegen lassen.
Hydrokultur
Die Hydrokultur ist die bekannteste Art, Blähton zu verwenden: Dabei dient er als alleiniges Substrat statt Erde. Du pflanzt Deine Zimmerpflanze in ein Gefäß mit Blähtonkugeln – meist mit einem Einsatztopf und einem Wasserreservoir darunter. Die Pflanze bekommt alle wichtigen Nährstoffe über eine spezielle Nährlösung, während der Blähton dafür sorgt, dass das Wasser gleichmäßig verteilt wird und die Pflanze stabil steht.
Im Unterschied zur Verwendung im Erdmix stehen bei reiner Hydrokultur alle Wurzeln direkt im Blähton. Da dieser selbst kaum Nährstoffe liefert, musst Du regelmäßig über das Gießwasser düngen (mehr dazu im Abschnitt „Gießen mit Blähton“).
Der große Vorteil: Die Kultur ist sehr stabil. Du kannst kaum übergießen, und Pilze oder Schädlinge haben es schwer. Auch der Pflegeaufwand ist oft geringer, weil Du seltener gießen musst – vorausgesetzt, der Wasserstand im Reservoir ist ausreichend.
Umstieg von Erde auf Blähton
Wenn Du von herkömmlicher Erde auf Blähton (Hydrokultur) umsteigen möchtest, gehst Du am besten schrittweise vor. Nimm die Pflanze vorsichtig aus dem Topf und entferne so viele Erdreste wie möglich von den Wurzeln – lockere Erde kannst Du einfach abspülen. Beschädigte oder matschige Wurzeln solltest Du bei Bedarf einkürzen.
Dann füllst Du etwas angefeuchteten Blähton in einen Hydrokultur-Topf oder ein ähnliches Gefäß und setzt die Pflanze so ein, dass die Wurzeln gut Kontakt zum Substrat haben. Füll anschließend vorsichtig weitere Tonkugeln auf, bis die Pflanze stabil steht.
Jetzt kannst Du langsam mineralisches Pflanzennährwasser einfüllen – idealerweise so, dass der Wasserstandsanzeiger oder ein Feuchtigkeitsmesser den optimalen Wert anzeigt. Beobachte die Pflanze in den ersten Tagen gut: Sie ist noch an Erde gewöhnt und braucht eventuell etwas Zeit, um sich umzustellen. Wenn nötig, kannst Du die Pflanze leicht zurückschneiden, damit das Verhältnis zwischen Wurzeln und Blättern besser passt.
Du kannst auch schrittweise umstellen: Beim nächsten Umtopfen mischst Du z. B. 25 % Blähton in die Erde, dann 50 %, später 75 % – bis Du komplett auf Hydrokultur umsteigst. So kann sich die Pflanze langsam an den neuen Untergrund gewöhnen.
Hydrokultur: Wann solltest du Wasser nachfüllen?
Anders als bei Erde kannst Du die Feuchtigkeit im Blähton nicht einfach durch Abtasten der Oberfläche beurteilen. Es gibt aber verschiedene Hinweise und Hilfsmittel, die Dir dabei helfen:
Farbveränderung: Feuchte Blähtonkugeln sind dunkler. Wenn Du genau hinschaust oder eine Kugel leicht zwischen den Fingern zerdrückst, merkst Du, ob sie innen noch Wasser enthält. Trockener Blähton wirkt sehr hell und staubtrocken, während feuchter eher erdig aussieht.
Gewichtstest: Heb den Topf vor und nach dem Gießen an. Ein frisch gegossener Topf mit feuchtem Blähton ist deutlich schwerer. Wenn er nach einiger Zeit wieder leicht wird, ist das Wasser verbraucht.
Wasserstandsanzeige: Viele Hydrotöpfe haben einen integrierten Wasserstandsanzeiger. Falls Dein Topf so einen hat, nutz ihn – er zeigt Dir genau, wie viel Wasser sich noch im unteren Reservoir befindet.
Pflanze als Hinweisgeber: Beobachte Deine Pflanze. Werden die Blätter leicht schlaff oder fühlen sich trockener an, ist das ein Zeichen dafür, dass der Blähton nicht mehr genug Feuchtigkeit hat. Pralle, grüne Blätter bedeuten in der Regel, dass ausreichend Wasser vorhanden ist.
Feuchtigkeitsmesser: Du kannst auch ein Feuchtigkeitsmessgerät verwenden. Einfach die Sonde in den unteren Bereich des Tonsubstrats stecken – das Gerät zeigt dann meist „trocken“, „feucht“ oder „nass“ an. Achte darauf, dass der Sensor für grobes Substrat wie Blähton geeignet ist.
Zusätzlicher Tipp: Wenn Du den Blähton vor dem Einsetzen gründlich einweichst, merkst Du schnell, wie lange er Wasser speichert. So bekommst Du ein Gefühl dafür, ob und wie gut die Feuchtigkeit von unten nach oben steigt. Im Zweifelsfall gilt: Kontrollier regelmäßig den Wasserstand und gieße bei ersten Anzeichen von Trockenheit nach – so schützt Du Deine Pflanze zuverlässig.
Geeignete Pflanzenarten für Blähton
Grundsätzlich lassen sich nahezu alle Zimmerpflanzen in Blähton kultivieren – vorausgesetzt, man passt Gieß- und Düngergewohnheiten gezielt an. Blähton bietet eine luftig durchlässige Umgebung, in der überschüssiges Wasser schnell abfließt und sich Wurzeln optimal belüften können. So beugst du Staunässe und Wurzelfäule wirkungsvoll vor und schaffst ein gesundes Wachstumsklima.
Orchideen & Epiphyten
Epiphytische Orchideen wie Phalaenopsis und Paphiopedilum stammen aus tropischen Regenwäldern, wo sie ohne Erde auf Rinden und Ästen wachsen. In Hydroton erhalten ihre Lichtwurzeln permanent Luft, was die Blütenbildung und Blattgesundheit fördert. Anfänger schätzen besonders die einfache Handhabung: Einmal wöchentliches Spülen mit klarem Wasser genügt, um Salzablagerungen zu vermeiden.
Zusätzlich profitieren viele Epiphyten von einer erhöhten Luftfeuchtigkeit. Ein feines regelmäßiges Besprühen der Wurzeln oder die Nutzung eines Luftbefeuchters optimiert das Mikroklima und unterstützt ein gesundes Wurzelwachstum. Achte darauf, die Temperatur zwischen 18 und 25 °C zu halten, um Stress für die Pflanzen zu vermeiden.
Sukkulenten & Kakteen
Sukkulente Arten wie Echeveria, Aloe und Opuntia sind an geringe Wasserverfügbarkeit angepasst und präferieren ein schnelles Austrocknen der Wurzeln. Blähton beschleunigt den Wasserabfluss und bewahrt gleichzeitig ein Minimum an Feuchtigkeit im Substrat. So verhinderst du Wurzelfäule und bietest deinen Wüstenpflanzen ideale Bedingungen für kräftiges Wachstum.
Für Extra-Speicherfähigkeit kannst du ein Gemisch aus 70 % Blähton und 30 % mineralischem Substrat verwenden. In der Ruhephase der Pflanzen (Herbst/Winter) reduziert sich das Gießen auf alle 3–4 Wochen, während in der Wachstumsperiode (Frühling/Sommer) leicht feuchtes Substrat alle 10–14 Tage ausreicht.
Großblättrige Grünpflanzen (Aronstabgewächse)
Aronstabgewächse wie Monstera, Philodendron und Efeutute profitieren von konstant feuchtem, aber durchlüftetem Substrat. Blähton speichert im unteren Bereich ausreichend Wasser, während die obere Tonschicht gut belüftet bleibt – perfekt für die luftigen Wurzelsysteme dieser Pflanzenfamilie. Mit einer leichten Düngergabe alle drei Wochen im Frühjahr und Sommer bleiben Blattgröße und Wuchsform optimal.
Zimmerpalmen und Nestfarne (Asplenium nidus) lieben die permanente Feuchtigkeit im Blähton, solange sie indirektes, helles Licht erhalten. Starke Temperaturschwankungen und Zugluft gilt es zu vermeiden: Ideal sind gleichbleibende 20–24 °C und eine Luftfeuchte von mindestens 50 %.
Tropische Farne & Blattpflanzen
Tropische Farne wie der Schlangenbart (Microsorum) oder Blattpflanzen wie Calathea schätzen das „feuchte Sitzen“, ohne im Wasser zu stehen. Blähton sorgt für eine gleichmäßige Wasserverteilung und verhindert punktuelle Staunässe. Die feinen Farnwurzeln nehmen ausreichend Feuchtigkeit auf, während überschüssiges Wasser schnell abgeführt wird.
Einmal monatliches Austauschen der oberen Tonschicht beugt Algenbewuchs vor. Zusätzlich empfiehlt sich ein regelmäßiges Besprühen der Blattoberflächen, um die Luftfeuchte hoch zu halten und Blattspitzenbräunungen zu vermeiden. Vermeide direktes Sonnenlicht, um Blattverbrennungen zu verhindern.
Einsteiger-Stars mit Vermehrungspotenzial
Grünlilien (Chlorophytum) und Fittonia sind prädestiniert für Hydrokultur-Einsteiger: Sie wurzeln schnell in feuchtem Hydroton und zeigen rasches Wachstum. Ableger-Farne lassen sich leicht teilen und in frischer Hydroton-Kultur neu etablieren – so erweiterst du deine Hydrokultursammlung spielend.
Diese Pflanzen kommen mit geringen Nährstoffgaben aus und sind verzeihend bei kleinen Gießfehlern. Ein heller Standort ohne direkte Mittagssonne und eine Dosierung von Hydroponik-Dünger von April bis September alle vier Wochen sichern einen gleichmäßigen Wuchs ohne Überdüngung.
Weniger geeignete Kandidaten
Strelitzia (Paradiesvogelblume) und andere Pflanzen mit hohem Wasser- und Nährstoffbedarf stellen in Hydroton eine Herausforderung dar. Ihr durstiges Wurzelsystem benötigt häufige Gießintervalle und intensive Düngung, was in Hydroton aufwendig ist. Ohne perfekte Versorgung verkümmern Blätter und Blüten.
Fleischfressende Pflanzen wiederum verlangen eine saure Moor-Umgebung und ständig feuchte Oberfläche, was mit neutralem Blähton nicht realisierbar ist. Kälte liebende Alpenveilchen oder Moorbeetgewächse benötigen dagegen kühle Temperaturen unter 18 °C – ein Szenario, das in klassischen Hydrokultur-Setups kaum abbildbar ist.
Schimmelrisiko und Vorbeugung
Blähton ist ein mineralisches, nicht organisches Substrat – Schimmelpilze finden hier also keine Nährstoffe zum Wachsen. Unter normalen Umständen bildet sich auf frischem Ton kein Schimmel.
Was Du allerdings häufiger siehst, sind weiße Ablagerungen auf den Kügelchen. Dabei handelt es sich nicht um Schimmel, sondern um sogenannte Salzausblühungen. Beim Gießen verdunstet Wasser an der Oberfläche und hinterlässt die darin gelösten Mineralsalze als feinen weißen Belag. Das sieht vielleicht unschön aus, ist aber völlig harmlos. Die Ablagerungen entstehen vor allem durch Dünger- und Leitungswasserreste. Wenn Du sie entfernen möchtest, kannst Du die oberste Schicht einfach abspülen oder die Kügelchen kurz einweichen und danach gut trocknen lassen.
Schimmel kann erst dann entstehen, wenn Du dem Blähton organisches Material hinzufügst. Häufige Fehler sind zum Beispiel: Erde untermischen, organische Dünger wie Flüssigdünger mit Melasse verwenden oder alte Erde einfach oben draufgeben. In solchen Fällen finden Schimmelsporen plötzlich eine Nährstoffquelle.
Um das zu vermeiden, solltest Du ausschließlich mineralische, für Hydrokultur geeignete Dünger verwenden und die Oberfläche des Blähtons sauber halten. Frisches, abgekochtes oder gefiltertes Wasser hilft außerdem, Salzablagerungen zu reduzieren. Falls Du doch mal organische Dünger nutzen willst, solltest Du den Topf regelmäßig komplett auswaschen und den Blähton teilweise austauschen.
Reinigung und Pflege
Blähton ist äußerst pflegeleicht und zersetzt sich nicht – trotzdem solltest du ihn sauber halten und gelegentlich erneuern:
Entfernung von Ablagerungen: Mit der Zeit kann sich auf den Kugeln Kalk- oder Salzausblühung zeigen. Wird die oberste Schicht trüb oder glänzend weiß, nimmst du sie einfach heraus und füllst frischen Blähton nach. Möchtest du gründlich reinigen, nimmst du die Pflanze vorsichtig aus dem Topf, spülst den Ton in einem Sieb unter klarem Wasser ab und lässt ihn trocknen. Danach kannst du den gereinigten Blähton wiederverwenden.
Entfernen von Algen: An hellen Standorten bilden sich auf feuchten Oberflächen manchmal grüne oder rötliche Algenflecken. Sie sind meist harmlos, stören aber optisch. Spüle den Blähton einfach ab oder wische die betroffenen Körnchen mit einem Tuch ab. Sorge dafür, dass zwischen den Gießintervallen immer wieder Trockenphasen entstehen, um Algenwachstum vorzubeugen.
Wurzelreste säubern: Beim Standortwechsel oder wenn du den Topf einmal auseinanderbaust, löst du alte Wurzelreste und Erde sorgsam ab. Verbliebenes Pflanzenmaterial im Substrat kann sonst zu Schimmel oder Fäulnis führen. Kleine Wurzelstücke bekommst du durch mehrfaches Durchspülen mit Wasser heraus; bei stärkeren Verfilzungen hilft ein Sieb oder du ersetzt die stark durchwachsenen Körnchen durch neuen Blähton.
Sterilisieren für Wiederverwendung: Damit dein Hydroton hygienisch bleibt, kannst du ihn nach einigen Wachstumszyklen im Ofen sterilisieren. Verteile die Kugeln auf einem Backblech und erhitze sie für 10–15 Minuten bei etwa 200 °C. So werden Keime, Algenreste und Staub zuverlässig abgetötet. Nach dem Abkühlen setzt du den Ton wieder wie gewohnt ein.
Lagerung: Bewahre Blähton trocken und luftdicht verschlossen auf – dann bleibt er praktisch unbegrenzt haltbar und frei von Schmutz oder Staub. Vor der nächsten Verwendung quillt er ohnehin im Wasser auf, daher brauchst du ihn nicht feucht zu lagern.
Häufige Anfängerfehler und wie man sie vermeidet
Du wirst schnell merken, dass beim Umstieg auf Blähton ganz eigene Herausforderungen auf dich warten. Häufig entstehen Probleme nicht bei deinen Pflanzen, sondern bei der Vorbereitung des Substrats und beim ungenauen Umgang mit Wasser und Nährstoffen.
Wenn du diese Stolperfallen von vornherein kennst, kannst du sie mühelos umgehen und sparst dir viele Frustmomente. Im Folgenden erfährst du, welche sechs Fehler du vermeiden solltest und wie du stattdessen optimal mit Hydroton arbeitest.
Kugeln nicht eingeweicht
Wenn du den Blähton direkt aus der Tüte ins Gefäß schüttest, verhält er sich oft wasserabweisend: Die trockenen Kügelchen schwimmen an der Oberfläche und verhindern, dass ein gleichmäßiges Feuchtigkeitsprofil entsteht. So finden deine Wurzeln nur punktuell Kontakt zum Wasser, während der Rest trocken bleibt.
Spüle den Ton daher vorab gründlich mit klarem Wasser, bis das Spülwasser klar bleibt. Lasse die Granulate anschließend 4–6 Stunden in lauwarmem Wasser quellen, bis sie schwer und gleichmäßig durchfeuchtet sind – erst dann setzt du deine Pflanze ein.
Zu dünner Wasserspiegel
Gibt du in deinem Hydrotopf zu wenig Wasser ins Reservoir, trocknen die oberen Tonkugeln aus und deine Wurzelhaare verkümmern. Ein sichtbarer Trockenrand hemmt das Wachstum und stresst deine Pflanze dauerhaft.
Fülle das Reservoir beim Gießen bis kurz unter den Topfrand auf. So bleibt der untere Bereich konstant feucht, während überschüssiges Wasser problemlos ablaufen kann, ohne im Wurzelkern stehen zu bleiben.
Zu seltenes oder kein Düngen
Erwarte nicht, dass Blähton als Nährstoffquelle dient – er ist inert und versorgt deine Pflanzen nicht. Wenn du das Düngen vergisst, merkst du bald Wachstumsstörungen, bleiche Blätter oder eingerollte Blattspitzen.
Rühre deshalb alle 4 Wochen einen Hydroponik-Flüssigdünger ins Gießwasser; in der Wachstumsphase kannst du das Intervall auf 2 Wochen verkürzen. In Ruhezeiten reduzierst du die Konzentration auf 50 % und dehnst den Rhythmus auf 6 Wochen aus.
Organische Dünger nutzen
Verzichte auf kompost- oder molchbasierte Dünger im Blähton: Organische Partikel begünstigen Pilzbefall, Salzausblühungen und verstopfen langfristig die Poren deines Substrats. Dadurch leidet die Durchlüftung und deine Pflanzen bekommen weniger Sauerstoff.
Arbeite stattdessen ausschließlich mit mineralischen Hydroponik-Düngern. Spüle deinen Ton gelegentlich mit klarem Wasser durch, um sich ansammelnde Salze auszuschwemmen und die Drainage frei zu halten.
Vergessen umzutopfen
Auch wenn Hydroton wiederverwendbar ist, lagern sich mit der Zeit abgestorbene Wurzeln und organische Rückstände ab. Ohne regelmäßiges Auffrischen wird dein Substrat dichter, speichert weniger Wasser und entwickelt faulige Stellen.
Wechsle deshalb einmal im Jahr die oberen 5 cm Blähton aus, entferne alle toten Wurzelreste und reinige den Einsatz mit einer milden Essiglösung. Frischer Ton sorgt wieder für optimale Durchlüftung und gesunde Wurzeln.
Ungeduld und zu viel Ton
Starte nicht mit einem reinen groben Tonbett, wenn deine Jungpflanzen oder Stecklinge noch feine Wurzeln haben. Ohne ausreichend jungen Wurzelkontakt zum Wasser stehen deine Pflanzen instabil und können vertrocknen.
Nutze bei kleinen Pflanzen zunächst eine Mischung aus 50 % feiner Erde oder Kokosfaser und 50 % mittelgrobem Blähton (4–8 mm). Wenn dein Wurzelsystem kräftiger ist, kannst du schrittweise auf reines Hydroton umstellen und Stabilität sowie Feuchtigkeit optimal vereinen.
Nachhaltigkeit von Blähton
Die Umweltbilanz von Blähton ist zwiespältig: Einerseits greift die Produktion auf begrenzte Tonvorkommen zurück – in Deutschland könnte der Jura-Tonvorrat in einigen Jahrzehnten erschöpft sein, weshalb auch aus Österreich oder Tschechien importiert wird. Das energieintensive Brennen bei rund 1 200 °C verursacht mit klassischen Brennstoffen wie Heizöl oder Kohle erhebliche CO₂-Emissionen (etwa 700–3 500 MJ Graue Energie und rund 96 kg CO₂-Äq pro m³). Zwar setzen moderne Werke zunehmend auf Holzhackschnitzel, Biogas oder Klärschlamm, um den Fußabdruck zu verringern, doch die Herstellung bleibt im Vergleich zu herkömmlicher Blumenerde deutlich aufwendiger.
In der Nutzungsphase punktet Blähton dagegen durch Langlebigkeit und Recyclingfähigkeit: Du kannst das Material mehrfach einsetzen, es fällt weder als Haushalts- noch Gartenabfall an und lässt sich am Lebensende als Zuschlagstoff in Beton oder Drainageschicht wiederverwenden. Außerdem ersparst du dir torfhaltige Erden, schonst Moorböden und reduzierst Kunststoffabfälle, wenn du statt Erdmischungen auf Hydrotonsysteme umsteigst. Wichtig ist, dass du Blähton konsequent reinigst und wiederverwendest, um sein ökologisches Potenzial voll auszuschöpfen. Zwar ist er kein kohlenstoffneutrales Substrat, doch im Zusammenspiel mit verantwortungsbewusstem Handling und modernen Nachhaltigkeitsprogrammen der Hersteller kann er helfen, den Torfverbrauch zu senken und ressourcenschonender zu gärtnern.
Alternativen zu Blähton
Du suchst nach Substraten, die dir ähnliche Vorteile wie Blähton bieten, aber vielleicht besser zu deinen Pflanzen oder deinem Gießverhalten passen? Im Folgenden stelle ich dir sechs bewährte Alternativen vor, damit du das optimale Medium für deine grüne Oase findest.
Lavagranulat (Bims, Pumice)
Lavagranulat besteht aus porösem Vulkangestein, das durch seine Hohlräume moderate Wassermengen speichert und gleichzeitig für exzellente Drainage sorgt. Es bleibt dauerhaft stabil, verrottet nicht und gibt deinen Wurzeln ausreichend Luft – perfekt, wenn du langfristig ein mineralisches Substrat bevorzugst.
Da Lavagranulat etwas schwerer ist und mitunter scharfkantige Körner enthalten kann, ist es besonders für größere Kübelpflanzen oder für Standorte geeignet, an denen Stabilität gefragt ist. Wenn du es zum Anmischen mit Erde oder Kokos nutzt, sorgt es für eine lockere Struktur und beugt Staunässe vor.
Perlite
Perlite sind aufgeblähte Glasperlen aus vulkanischem Gestein, die beim Einfüllen zwar stauben und anfangs aufschwimmen, aber schnell eine extrem luftige Mischung ergeben. Sie vervielfachen ihr Volumen, belüften das Substrat optimal und fördern ein schnelles Wurzelwachstum.
Weil Perlite kaum Wasser speichern, bieten sie sich ideal als Beimischung an – zum Beispiel 20–30 % in Erde oder Kokosfaser. Wenn du eine besonders leichte, luftige Mischung bevorzugst und deine Pflanzen regelmäßiger, aber weniger tief gegossen werden sollen, ist Perlite deine erste Wahl.
Vermiculit
Vermiculit ähnelt Perlite, ist jedoch feiner und speichert deutlich mehr Wasser und Nährstoffe. Es wirkt wie ein Feuchtigkeits- und Nährstoff-Puffer im Substrat und gibt beides bei Bedarf wieder ab. Daher ist es besonders bei feuchtigkeitshungrigen Zimmerpflanzen gefragt.
In reiner Form kann Vermiculit allerdings zu dicht sein und die Drainage behindern, weshalb du es am besten in einer Mischung verwendest – etwa 30 % Vermiculit zu 70 % Erde oder Kokos. So profitierst du von starker Wasserspeicherung, ohne dass deine Pflanzen im Staunässebereich stehen.
Kokos-Chips & -Faser
Kokosfasern und -chips werden aus dem Abfallprodukt Kokosnussschale gewonnen und punkten mit nachhaltiger Herkunft und hoher Wasserspeicherkapazität. Sie sind leicht, belüften gut und unterstützen einen gleichmäßigen Feuchtigkeitshaushalt – ideal, wenn du eine organische Alternative suchst.
Da Kokos jedoch sauer reagiert, solltest du den pH-Wert vor der Pflanzung mit etwas Kalk anheben. Zudem kann organisches Material über längere Zeit verrotten oder schimmeln, wenn du es nicht regelmäßig kontrollierst. Wenn du das beachtest, hast du ein vielseitiges, umweltfreundliches Substrat.
Zeolith
Zeolith ist ein stark poröses Mineral, das neben Wasser auch Kationen (Nährstoffe) festhält und bei Bedarf langsam wieder abgibt. So sorgt es für eine gleichmäßige Nährstoffversorgung und minimiert Überschwemmungen und Auswaschung.
Seine hohe Dichte macht es etwas schwerer, und aufgrund des Preises ist es eine Investition. Wenn du aber auf lange Sicht eine stabilere und nährstoffpuffernde Basis suchst, lohnt sich Zeolith besonders bei Topfkulturen, die eine konstante Nährstoffsättigung erfordern.
Fazit: Für wen ist Blähton sinnvoll?
Du wirst feststellen, dass Blähton besonders dann Sinn macht, wenn du Wert auf eine saubere, wartungsarme Topfkultur legst und schon einmal Probleme mit Wurzelfäule oder Staunässe hattest. Die luftigen Körnungen sorgen dafür, dass deine Wurzeln konstant mit Sauerstoff versorgt werden und überschüssiges Wasser schnell abfließt. Dadurch musst du seltener umtopfen und reduzierst Schimmel- und Fäulnisrisiko. Gerade Orchideen, Farne und Sukkulenten fühlen sich in Hydroton-Pots pudelwohl, weil sie – ähnlich wie in ihrem natürlichen Habitat – mit viel Luft um ihre Wurzeln und genau dosierter Feuchte versorgt werden. Wenn du bereit bist, deinen Gieß- und Düngerrhythmus anzupassen, profitierst du von länger blühenden Orchideen und kräftigeren Sukkulenten.
Auch als Berufsgärtner oder Pflanzenprofi kannst du von Blähton enorm profitieren: Er macht die Pflanzenpflege planbar und skaliert problemlos für große Bürobegrünungen oder Sharing-Plant-Konzepte. Die gleichmäßige Feuchteverteilung erlaubt feste Pflegeintervalle und reduziert Krankheits- sowie Schädlingsrisiken erheblich – so sparst du Arbeitszeit und arbeitest effizienter. Hinzu kommt, dass sich das sterile Substrat leicht reinigen, desinfizieren und wiederverwenden lässt, was gerade in öffentlichen Einrichtungen oder gastronomischen Betrieben ein großer Vorteil ist.
Wenn du jedoch komplett auf Gießroutinen verzichten möchtest, ist Blähton keine Rundum-sorglos-Lösung: Hydroponik erfordert nach wie vor regelmäßige Nährstoffversorgung, und bei Vernachlässigung kommt es schnell zu Mangelerscheinungen. Auch pflegeleichte Arten wie Kakteen oder robuste Grünpflanzen kommen in herkömmlicher Erde ohne spezielles Substrat aus und verkraften gelegentliche Gießaussetzer. Für dich als Einsteiger oder als jemand, der wirklich minimalen Aufwand betreiben möchte, reicht meist ein gut durchlässiges Erde-Kokos-Gemisch oder ein Kakteensubstrat völlig aus.
Um erfolgreich mit Blähton zu starten, beginne am besten mit nur einer Pflanze oder einem kleinen Topf. Weiche den Ton vorab gründlich ein und besorg dir einen Wasserstandsanzeiger, damit du Feuchte und Nährstoffzufuhr jederzeit im Blick behältst. Sobald du die Abläufe verinnerlicht hast, kannst du dein Hydro-System schrittweise auf weitere Pflanzen ausweiten und mit Mischungen aus Blähton und feinem Substrat bei Jungpflanzen experimentieren. So profitierst du Schritt für Schritt vom klaren, sterilen und planbaren Pflegekonzept des Hydrotons.
Faqs
Wie reinigst du deinen Blähton für die Wiederverwendung?
Um deinen Blähton sauber und einsatzbereit zu halten, nimm ihn aus dem Topf, siebe ihn in einem groben Sieb ab und spüle ihn gründlich unter fließendem Wasser. So entfernst du Salzausblühungen und Staub.
Anschließend kannst du den Blähton auf einem Backblech verteilen und bei etwa 200 °C für 10–15 Minuten im Ofen sterilisieren. Danach lässt du ihn abkühlen und lagerst ihn trocken, bis du ihn wieder einsetzt.
Wie erkennst du, ob dein Blähton noch ausreichend Feuchtigkeit speichert?
Feuchter Blähton wirkt dunkler und lässt sich leicht zwischen den Fingern anfeuchten, während trockener Ton hell und staubig ist. Hebe auch einfach den Topf an: Ist er spürbar leichter als direkt nach dem Gießen, ist der Ton weitgehend ausgetrocknet.
Wenn dein System einen Wasserstandsanzeiger hat, beobachte diesen regelmäßig. Bei fehlender Anzeige oder ohne Messinstrument hilft auch der Blick auf die Blattgesundheit: Leicht schlaffe Blätter sind ein Zeichen für zu trockenen Ton.
Wie stellst du deine Pflanzen von Erde auf Hydrokultur mit Blähton um?
Entferne die Pflanze vorsichtig aus dem Erdtopf, spüle die Wurzeln sanft aus und kürze faulige oder beschädigte Wurzelteile. Fülle nun angefeuchteten Blähton rhythmisch in den Hydrotopf, sodass die Wurzeln gut umschlossen sind, aber noch Luft haben.
Fülle abschließend die Nährlösung bis zur empfohlenen Markierung im Reservoir auf. Beobachte die Pflanze in den ersten Tagen besonders genau und passe gegebenenfalls den Wasserstand an, bis sie sich an ihr neues Substrat gewöhnt hat.
Wie verhinderst du Schimmel und Salzausblühungen auf deinem Blähton?
Schimmel entsteht nur durch organische Verunreinigungen – vermeide es daher, Erde oder organische Dünger in deinem Hydrosystem zu nutzen. Setze ausschließlich mineralische Flüssigdünger ein und spüle den Blähton bei Bedarf ab.
Weiße Ablagerungen sind meist Salze aus dem Gießwasser. Ein gelegentliches Abschwemmen oder das Abnehmen der obersten Tonlage reicht meist aus. Bei starkem Befall reinigst du den Ton wie oben beschrieben oder tauschst die oberste Schicht aus.
Wie lagerst du Blähton richtig, wenn du ihn nicht verwendest?
Lagere trockenen Blähton in einem luftdichten Behälter oder fest verschlossenem Sack, um Schmutz und Staub fernzuhalten. So bleibt er sauber und frei von Fremdstoffen.
Vor dem nächsten Einsatz spülst du ihn noch einmal kurz ab und weihst ihn, falls nötig, erneut ein, um Staubreste zu entfernen und eine gleichmäßige Wasseraufnahme zu gewährleisten.

Über den Autor
Ben Beyer ist Gründer von florage.de – dem ersten Pflanzen-Shop für Menschen ohne grünen Daumen. Mit digitaler Unterstützung und smarter Pflegehilfe macht er Zimmerpflanzen alltagstauglich und langlebig.
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