
Guttation bei Zimmerpflanzen: Ein faszinierender Pflanzenprozess
Ben BeyerHast du schon einmal morgens kleine Wassertropfen an den Blattspitzen deiner Monstera oder Philodendron entdeckt und dich gefragt, was dahintersteckt? Dieser Vorgang, bekannt als Guttation, ist ein natürliches Phänomen, das viele Zimmerpflanzen zeigen. In diesem Artikel erkläre ich dir, was Guttation ist, warum sie auftritt und wie du damit umgehen kannst, damit deine Pflanzen gesund bleiben.
Die 7 wichtigsten Punkte zum Thema Guttation:
- Guttation ist der Prozess, bei dem Pflanzen überschüssiges Wasser als Tropfen über Blattränder oder -spitzen abgeben.
- Sie tritt meist nachts auf, wenn die Transpiration durch geschlossene Spaltöffnungen reduziert ist.
- Hohe Bodenfeuchtigkeit und Luftfeuchtigkeit fördern Guttation.
- Hydathoden sind spezielle Drüsen, die das Wasser ausscheiden.
- Guttation ist normal, kann aber auf Überwässerung hinweisen.
- Anpassung der Bewässerung hilft, Guttation zu kontrollieren.
- Guttationstropfen können Zucker und Mineralstoffe enthalten, manchmal auch Rückstände von Pflanzenschutzmitteln.
Was ist Guttation und wie funktioniert sie?
Guttation ist der Vorgang, bei dem Zimmerpflanzen überschüssiges Wasser in Form von Tropfen über ihre Blätter abgeben. Anders als bei der Transpiration, bei der Wasser als Wasserdampf durch die Spaltöffnungen verdunstet, tritt bei der Guttation flüssiges Wasser aus speziellen Drüsen, den sogenannten Hydathoden, aus. Diese befinden sich meist an den Blatträndern oder Blattspitzen und dienen als Ventile, um überschüssiges Wasser aus dem Pflanzeninneren abzugeben.
Der Prozess beginnt in den Wurzeln, die Wasser aus der Erde aufnehmen. Durch osmotischen Druck wird dieses Wasser in das Xylem, das Wasserleitungssystem der Pflanze, gepresst. Besonders nachts, wenn die Photosynthese ruht und die Spaltöffnungen geschlossen sind, kann die Pflanze weniger Wasser durch Verdunstung abgeben. Der entstehende Wurzeldruck schiebt das Wasser durch das Xylem bis zu den Hydathoden, wo es als Guttationstropfen austritt. Dieser Vorgang ist besonders häufig bei Pflanzen wie Alocasia oder Monstera zu beobachten, die in feuchten Umgebungen gedeihen.
Guttation ist also ein Zeichen dafür, dass die Pflanze aktiv Wasser und Nährstoffe transportiert. Doch wenn sie zu häufig auftritt, könnte das ein Hinweis darauf sein, dass die Erde zu nass ist oder die Luftfeuchtigkeit zu hoch. In solchen Fällen lohnt es sich, die Pflege anzupassen, um die Pflanze nicht zu gefährden.
Warum zeigen Zimmerpflanzen Guttation?
Zimmerpflanzen zeigen Guttation, weil sie mehr Wasser aufnehmen, als sie durch Transpiration verlieren können. Dieser Überschuss entsteht oft durch eine Kombination aus feuchtem Boden, hoher Luftfeuchtigkeit und geschlossenen Spaltöffnungen. Besonders nachts, wenn die Photosynthese pausiert, können Pflanzen das aufgenommene Wasser nicht durch Verdunstung abgeben. Der Wurzeldruck, der durch die Wasseraufnahme in den Wurzeln entsteht, drückt die Flüssigkeit dann durch die Hydathoden nach außen.
Bestimmte Zimmerpflanzen, wie Philodendron oder Glücksfeder, sind besonders anfällig für Guttation, weil sie dünne Blätter und ein effizientes Wassertransportsystem haben. Auch die Umgebung spielt eine Rolle: In einem warmen Wohnzimmer mit hoher Luftfeuchtigkeit, etwa durch eine nahegelegene Heizung oder mangelnde Belüftung, ist Guttation wahrscheinlicher. Pflanzen, die in einer Balkonbox stehen und nachts kühlerem Boden ausgesetzt sind, können ebenfalls Tropfen bilden, wenn die Temperaturunterschiede zwischen Boden und Luft groß sind.
Ein weiterer Faktor ist die Bodenbeschaffenheit. Wenn die Erde ständig feucht bleibt, nehmen die Wurzeln mehr Wasser auf, als die Pflanze benötigt. Das führt zu einem erhöhten Wurzeldruck, der die Guttation verstärkt. Es ist also wichtig, die Bewässerung im Blick zu behalten, um ein Gleichgewicht zu schaffen.
Ist Guttation für deine Pflanzen schädlich?
Guttation ist in der Regel ein harmloses Phänomen und zeigt, dass deine Zimmerpflanzen gesund sind und ihr Stoffwechsel gut funktioniert. Die Ausscheidung von überschüssigem Wasser kann sogar vorteilhaft sein, da die Pflanze so überschüssige Mineralstoffe oder Zucker loswird, die sich sonst in den Zellen ansammeln könnten. Besonders Pflanzen wie Frauenmantel oder Kapuzinerkresse zeigen diesen Prozess in der Natur häufig, und auch bei Zimmerpflanzen ist es ein normales Zeichen von Aktivität.
Allerdings kann häufige Guttation ein Warnsignal sein. Wenn deine Pflanze regelmäßig Tropfen bildet, könnte das auf Überwässerung hindeuten. Zu viel Wasser in der Erde kann Staunässe verursachen, was die Wurzeln schädigt und Wurzelfäule begünstigt. Besonders empfindliche Pflanzen wie Alocasia reagieren darauf mit gelben Blättern oder geschwächtem Wachstum. Es ist also wichtig, die Bodenfeuchtigkeit zu kontrollieren und sicherzustellen, dass der Topf eine gute Drainage hat.
Ein weiterer Aspekt ist die Zusammensetzung der Guttationstropfen. Diese enthalten oft Zucker, Mineralstoffe oder sogar Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, die über die Wurzeln aufgenommen wurden. Während die Tropfen für Menschen und Haustiere meist ungefährlich sind, solltest du bei giftigen Pflanzen wie Dieffenbachia vorsichtig sein, besonders wenn Kinder oder Tiere Zugang zur Pflanze haben. Insgesamt ist Guttation also kein Grund zur Sorge, solange du die Pflege im Griff hast.
Wie unterscheidet sich Guttation von anderen Prozessen?
Guttation wird oft mit anderen Phänomenen wie Tau oder Transpiration verwechselt, aber es gibt klare Unterschiede. Während Guttation flüssiges Wasser durch Hydathoden an den Blatträndern oder -spitzen abgibt, entsteht Tau durch Kondensation von Wasserdampf aus der Luft, der sich auf kühlen Blättern absetzt. Tau ist also ein externer Prozess, der nichts mit dem Stoffwechsel der Pflanze zu tun hat, während Guttation ein aktiver Vorgang ist, der durch den Wurzeldruck gesteuert wird.
Transpiration hingegen ist der Prozess, bei dem Wasser als Wasserdampf durch die Spaltöffnungen der Blätter verdunstet, meist tagsüber bei Licht und Wärme. Guttation tritt vor allem nachts auf, wenn die Spaltöffnungen geschlossen sind und die Verdunstung minimal ist. Ein weiterer Unterschied ist die Zusammensetzung: Guttationstropfen enthalten Xylemsaft mit Zucker und Mineralstoffen, während Transpiration reines Wasser als Dampf abgibt. Pflanzen wie Monstera oder Philodendron zeigen oft beide Prozesse, aber zu unterschiedlichen Zeiten.
Ein häufiger Irrtum ist, Guttation mit dem „Schwitzen“ von Pflanzen gleichzusetzen. Während der Begriff „Weinen“ manchmal verwendet wird, ist „Schwitzen“ irreführend, da Guttation ein gezielter Ausscheidungsprozess ist, kein passives Verdunsten. Diese Unterscheidung hilft dir, die Bedürfnisse deiner Pflanzen besser zu verstehen und Pflegefehler zu vermeiden.
Wie kannst du Guttation bei deinen Pflanzen reduzieren?
Wenn du bemerkst, dass deine Zimmerpflanzen regelmäßig Guttationstropfen bilden, kannst du mit ein paar einfachen Maßnahmen die Häufigkeit reduzieren. Der wichtigste Schritt ist, deine Bewässerung zu überprüfen. Gieße deine Pflanzen lieber morgens oder tagsüber, damit das Wasser durch Transpiration verdunsten kann. Abends oder nachts gegossene Pflanzen nehmen das Wasser auf, können es aber nicht loswerden, was den Wurzeldruck und damit die Guttation erhöht. Ein Finger-Test hilft: Gieße erst, wenn die oberen zwei bis drei Zentimeter der Erde trocken sind.
Auch die Drainage spielt eine große Rolle. Stelle sicher, dass der Topf Löcher hat und überschüssiges Wasser ablaufen kann. Staunässe ist einer der Hauptgründe für übermäßige Guttation und kann langfristig die Wurzeln schädigen. Wenn du eine Balkonbox oder einen großen Topf nutzt, achte darauf, dass die Erde nicht zu kompakt ist, damit das Wasser gut abfließen kann. Eine lockere, gut durchlässige Erde ist ideal für Pflanzen wie Alocasia oder Philodendron.
Die Umgebungsluft ist ein weiterer Faktor. Hohe Luftfeuchtigkeit, etwa in einem Badezimmer oder einem schlecht belüfteten Wohnzimmer, fördert Guttation. Sorge für eine gute Luftzirkulation, indem du regelmäßig lüftest oder einen Ventilator nutzt. Das hilft, die Transpiration anzuregen und den Wasserüberschuss zu reduzieren. Mit diesen Maßnahmen hältst du deine Pflanzen gesund und kontrollierst Guttation effektiv.
Welche Zimmerpflanzen zeigen häufig Guttation?
Manche Zimmerpflanzen sind besonders anfällig für Guttation, weil sie ein aktives Wassertransportsystem und dünne Blätter haben. Zu den Klassikern gehören Monstera, Philodendron und Alocasia, die in vielen Wohnzimmern stehen. Diese Pflanzen stammen aus tropischen Regionen, wo hohe Luftfeuchtigkeit und feuchte Böden normal sind, was ihren Hang zur Guttation erklärt. Besonders die Monstera mit ihren großen, perforierten Blättern bildet oft auffällige Tropfen an den Blattspitzen.
Auch die Glücksfeder (Ficus lyrata) und Efeutute zeigen regelmäßig Guttation, vor allem wenn sie in feuchter Erde stehen. Diese Pflanzen haben Hydathoden, die besonders effizient arbeiten, und reagieren schnell auf Veränderungen in der Bodenfeuchtigkeit oder Luftfeuchtigkeit. Weniger häufig, aber dennoch möglich, ist Guttation bei robusten Pflanzen wie Zamioculcas, die zwar seltener tropfen, aber unter den richtigen Bedingungen ebenfalls Guttation zeigen können.
Die Neigung zur Guttation hängt auch von der Pflege ab. Pflanzen, die regelmäßig gegossen werden und in einem warmen, feuchten Raum stehen, zeigen den Prozess häufiger. Wenn du solche Pflanzen in deinem Zuhause hast, achte darauf, ihre Bedürfnisse genau zu beobachten, um Überwässerung zu vermeiden. So bleiben sie gesund und du kannst ihre natürlichen Prozesse ohne Sorge genießen.
Fazit: Guttation verstehen und deine Pflanzen gesund halten
Guttation ist ein faszinierender Prozess, der zeigt, wie aktiv und lebendig deine Zimmerpflanzen sind. Wenn deine Monstera oder Philodendron nachts kleine Tropfen an den Blattspitzen bildet, ist das in der Regel ein Zeichen dafür, dass die Pflanze überschüssiges Wasser loswird. Der Vorgang wird durch Wurzeldruck und Hydathoden gesteuert und tritt besonders bei hoher Luftfeuchtigkeit und feuchtem Boden auf. Während Guttation meist harmlos ist, kann sie auf Überwässerung hinweisen, die langfristig die Wurzeln schädigen könnte.
Mit ein paar einfachen Maßnahmen kannst du Guttation kontrollieren: Gieße morgens, achte auf gute Drainage und sorge für ausreichende Luftzirkulation. So vermeidest du Staunässe und hältst deine Pflanzen gesund. Guttation ist kein Grund zur Sorge, sondern eine Gelegenheit, die Bedürfnisse deiner Pflanzen besser zu verstehen. Beobachte sie genau, passe die Pflege an und freue dich an ihrem natürlichen Rhythmus.
FAQs zu Guttation bei Zimmerpflanzen
Können Guttationstropfen Schimmel oder Pilze auf meinen Pflanzen verursachen?
Guttationstropfen allein verursachen normalerweise keinen Schimmel oder Pilze, da sie schnell verdunsten oder abtrocknen. Allerdings können sie ein Anzeichen für zu feuchten Boden sein, und Staunässe begünstigt Pilzwachstum an den Wurzeln oder der Erdoberfläche. Um das Risiko zu minimieren, gieße nur, wenn die oberste Erdschicht trocken ist, und sorge für gute Belüftung. Entferne regelmäßig abgestorbene Blätter, die Feuchtigkeit speichern könnten, und überprüfe den Topf auf ausreichende Drainage, um die Bildung von Pilzen zu verhindern.
Beeinflusst die Raumtemperatur die Guttation meiner Pflanzen?
Ja, die Raumtemperatur kann Guttation beeinflussen. Wärmere Temperaturen erhöhen die Wasseraufnahme der Wurzeln, während kühlere Luft die Transpiration verlangsamt, was den Wurzeldruck und damit die Guttation verstärkt. Besonders in beheizten Räumen im Winter, wenn die Erde warm, aber die Luft kühler ist, tritt Guttation häufiger auf. Halte die Temperatur möglichst stabil, idealerweise zwischen 18 und 24 Grad, und vermeide plötzliche Temperaturschwankungen, um den Prozess zu regulieren.
Können Guttationstropfen Insekten anziehen?
Guttationstropfen können Insekten wie Ameisen oder kleine Fliegen anziehen, da sie Zucker und Mineralstoffe enthalten. Das ist zwar selten, aber in einem feuchten Umfeld oder bei übermäßiger Guttation möglich. Um das zu vermeiden, reduziere die Bodenfeuchtigkeit durch angepasstes Gießen und wische die Tropfen gelegentlich mit einem weichen Tuch ab. Eine gute Luftzirkulation und regelmäßige Kontrolle auf Schädlinge helfen, deine Pflanzen sauber und gesund zu halten.
Ist Guttation bei allen Zimmerpflanzen gleich häufig?
Nein, Guttation tritt nicht bei allen Zimmerpflanzen gleich häufig auf. Pflanzen wie Monstera, Philodendron oder Alocasia zeigen sie oft, weil sie ein aktives Wassertransportsystem und dünne Blätter haben. Sukkulenten oder Pflanzen mit dicken Blättern, wie Kakteen oder Sansevieria, bilden selten Guttationstropfen, da sie Wasser effizient speichern. Die Häufigkeit hängt auch von der Pflege ab: Feuchte Erde und hohe Luftfeuchtigkeit fördern Guttation, während trockene Bedingungen sie reduzieren.
Kann ich Guttationstropfen als Wasserquelle für andere Pflanzen nutzen?
Guttationstropfen sind keine geeignete Wasserquelle für andere Pflanzen. Sie enthalten nicht nur Wasser, sondern auch Zucker, Mineralstoffe und manchmal Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, die für andere Pflanzen schädlich sein könnten. Zudem sind die Mengen so gering, dass sie kaum einen Nutzen hätten. Gieße deine Pflanzen stattdessen mit frischem, abgestandenem Wasser, um ihre Bedürfnisse optimal zu erfüllen, und lass die Guttationstropfen einfach auf den Blättern verdunsten.
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Über den Autor
Ben Beyer ist Gründer von florage.de – dem ersten Pflanzen-Shop für Menschen ohne grünen Daumen. Mit digitaler Unterstützung und smarter Pflegehilfe macht er Zimmerpflanzen alltagstauglich und langlebig.
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