Raubmilben gegen Spinnmilben: Deine Pflanzen natürlich schützen

Raubmilben gegen Spinnmilben: Deine Pflanzen natürlich schützen

Ben Beyer

Spinnmilben können Zimmerpflanzen schnell in Mitleidenschaft ziehen, doch Raubmilben sind ein natürlicher und effizienter Weg, diesen Schädlingen den Kampf anzusagen. In diesem Artikel erfährst du alles über den Einsatz von Raubmilben, ihre Wirkung und wie du sie richtig anwendest, um deinen Pflanzenbestand zu schützen. Ob im Wintergarten oder auf der Fensterbank – mit diesen Nützlingen hältst du Spinnmilben in Schach.

Die 7 wichtigsten Punkte dieses Artikels:

  • Raubmilben wie Phytoseiulus persimilis und Amblyseius californicus fressen Spinnmilben und deren Eier.

  • Frühes Ausbringen bei den ersten Anzeichen eines Befalls steigert den Erfolg.

  • Optimale Bedingungen sind 18–25 °C und über 60 % Luftfeuchtigkeit.

  • P. persimilis eignet sich für akuten Spinnmilbenbefall, A. californicus für langfristige Kontrolle.

  • Eine Raubmilbe kann täglich bis zu 5 adulte Spinnmilben oder 20 Eier fressen.

  • Chemische Mittel mindestens 6 Wochen vor dem Nützlingseinsatz vermeiden.

  • Bei starkem Befall mit Gespinsten kann eine Vorbehandlung nötig sein.

Was sind Spinnmilben und warum sind sie ein Problem?

Spinnmilben, wissenschaftlich bekannt als Tetranychus urticae oder Gemeine Spinnmilbe, sind winzige Schädlinge, die kaum größer als 0,5 mm sind. Diese Weichhautmilben saugen Pflanzensaft aus den Blättern deiner Zimmerpflanzen, was gelbliche Flecken, welke Blätter und im schlimmsten Fall das Absterben der Pflanze verursacht. Besonders in warmen, trockenen Umgebungen wie beheizten Wohnräumen oder Wintergärten vermehren sie sich rasant. Ihre feinen Gespinste, die oft zwischen Blättern und Stängeln sichtbar werden, sind ein klares Zeichen für einen Befall.

Diese Schädlinge durchlaufen mehrere Stadien – Eier, Larven, Nymphen und Erwachsene – und können sich unter idealen Bedingungen innerhalb weniger Tage explosionsartig vermehren. Ein einziges Weibchen legt bis zu 100 Eier, die bei 25 °C in nur 3–5 Tagen schlüpfen. Statistisch gesehen kann ein unbehandelter Spinnmilbenbefall innerhalb von zwei Wochen eine Pflanze irreparabel schädigen. Besonders Zierpflanzen wie Ficus oder Monstera, die in vielen Wohnzimmern stehen, sind anfällig.

Das Hauptproblem: Spinnmilben entwickeln schnell Resistenzen gegen chemische Mittel. Experten schätzen, dass bis zu 80 % der Spinnmilbenpopulationen gegen gängige Akarizide resistent sind. Hier kommen Raubmilben ins Spiel, die als biologische Feinde eine nachhaltige Lösung bieten, ohne deine Pflanzen oder Haustiere zu gefährden.

Wie Raubmilben Spinnmilben bekämpfen

Raubmilben, vor allem Arten wie Phytoseiulus persimilis und Amblyseius californicus, sind natürliche Feinde der Spinnmilben. Diese räuberischen Nützlinge gehören zur Familie der Phytoseiidae und sind darauf spezialisiert, Spinnmilben in allen Stadien – von Eiern über Larven bis zu erwachsenen Tieren – zu fressen. Eine einzige P. persimilis kann pro Tag bis zu 5 adulte Spinnmilben oder 20 Spinnmilbeneier vertilgen, was sie zu einem äußerst effektiven Helfer macht.

Der Mechanismus ist simpel, aber beeindruckend: Raubmilben jagen aktiv ihre Beute, stechen sie mit ihren Mundwerkzeugen an und saugen sie aus. P. persimilis ist ein sogenannter Säuberungsräuber, der sich ausschließlich von Spinnmilben ernährt und bei einem starken Befall schnell die Oberhand gewinnt. A. californicus hingegen ist vielseitiger, da er auch Pollen oder andere kleine Schädlinge wie Thripse frisst, was ihn ideal für die präventive Anwendung macht. Beide Arten vermehren sich schnell, solange Beute vorhanden ist, und legen bis zu 100 Eier, die bei 24 °C in 5–7 Tagen schlüpfen.

Der Einsatz von Raubmilben ist besonders in der biologischen Schädlingsbekämpfung etabliert. Sie hinterlassen keine Rückstände, schaden weder Pflanzen noch Haustieren und verschwinden, sobald keine Spinnmilben mehr vorhanden sind. Ihre Effektivität hängt jedoch von der richtigen Anwendung ab, wie du weiter unten erfährst.

Die besten Raubmilbenarten gegen Spinnmilben

Nicht alle Raubmilben sind gleich. Zwei Arten stechen besonders hervor: Phytoseiulus persimilis und Amblyseius californicus (auch als Neoseiulus californicus bekannt). Jede hat ihre Stärken, die je nach Situation entscheidend sind.

Phytoseiulus persimilis ist der Spezialist für akute Spinnmilbenbefälle. Diese orangerote Milbe ist extrem gefräßig und vermehrt sich schneller als ihre Beute, was sie ideal für stark betroffene Pflanzen macht. Schon eine Dichte von 0,5–1 Raubmilbe pro Blatt kann einen Befall innerhalb von 10–14 Tagen deutlich reduzieren. Allerdings benötigt P. persimilis eine Luftfeuchtigkeit von über 60 % und Temperaturen zwischen 18 und 25 °C, um optimal zu wirken. Bei zu trockener Luft oder Hitze über 30 °C lässt ihre Effizienz nach.

Amblyseius californicus ist der Allrounder. Diese gelbliche Raubmilbe ist weniger auf Spinnmilben angewiesen, da sie auch andere Nahrung wie Pollen oder Thripse akzeptiert. Dadurch bleibt sie länger auf den Pflanzen, auch wenn der Befall gering ist, und wirkt präventiv. Sie toleriert trockenere Bedingungen und höhere Temperaturen, was sie für beheizte Wohnräume oder Wintergärten geeignet macht. Eine Kombination beider Arten – P. persimilis für die schnelle Bekämpfung, A. californicus für die Nachhaltigkeit – wird oft empfohlen.

Experten raten, die passende Art je nach Befallsstärke und Umgebung zu wählen. Für einen kleinen Befall auf einer Zimmerpflanze reicht oft A. californicus, während ein massiver Spinnmilbenbefall auf mehreren Pflanzen P. persimilis erfordert. Andere Arten wie Amblyseius cucumeris können bei gemischten Befällen mit Thripsen ergänzen, sind aber weniger effektiv gegen Spinnmilben.

So setzt du Raubmilben richtig ein

Der erfolgreiche Einsatz von Raubmilben beginnt mit der richtigen Anwendung. Sie werden meist in Granulat, auf Pflanzenblättern oder in kleinen Beuteln geliefert, die an den Pflanzen befestigt werden. Das Granulat streust du vorsichtig auf die Blätter, idealerweise früh morgens oder abends, um Stress durch Hitze zu vermeiden. Für eine Fläche von 5 m² reichen etwa 500 Raubmilben, bei größeren Flächen wie einem Wintergarten entsprechend mehr.

Der Zeitpunkt ist entscheidend: Setze Raubmilben ein, sobald du die ersten Anzeichen eines Spinnmilbenbefalls bemerkst – gelbliche Flecken oder feine Gespinste. Ein später Einsatz, wenn Gespinste dicht sind, macht es den Raubmilben schwerer, an ihre Beute zu gelangen. In solchen Fällen kann eine Vorbehandlung mit einer milden Seifenlösung helfen, die Gespinste zu lockern, ohne die Pflanzen zu schädigen.

Chemische Mittel sind ein No-Go: Sie schädigen Raubmilben und sollten mindestens 6 Wochen vor dem Einsatz vermieden werden. Nach dem Ausbringen dauert es etwa 10–14 Tage, bis der Befall deutlich zurückgeht. Bei starkem Befall kann nach zwei Wochen eine zweite Anwendung nötig sein. Achte darauf, die Raubmilben nicht zu lange zu lagern – sie überleben nur 1–2 Tage bei 6–15 °C, etwa im Kühlschrank.

Optimale Bedingungen für Raubmilben

Raubmilben sind effektiv, aber sie brauchen die richtigen Bedingungen, um ihr volles Potenzial zu entfalten. Temperatur und Luftfeuchtigkeit sind die Schlüsselfaktoren. Phytoseiulus persimilis fühlt sich bei 18–25 °C und einer Luftfeuchtigkeit von über 60 % am wohlsten. Bei Temperaturen über 30 °C oder einer Luftfeuchtigkeit unter 50 % sinkt ihre Aktivität, und sie vermehren sich langsamer als Spinnmilben.

Amblyseius californicus ist robuster und toleriert trockenere Luft sowie Temperaturen bis 35 °C. Das macht sie ideal für beheizte Räume, wo die Luft oft trocken ist. Um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, kannst du deine Zimmerpflanzen regelmäßig mit Wasser besprühen oder einen Luftbefeuchter nutzen. Dies hilft nicht nur den Raubmilben, sondern hemmt auch die Vermehrung von Spinnmilben, die trockene Bedingungen bevorzugen.

Ein weiterer Tipp: Stelle sicher, dass deine Pflanzen gut belüftet sind, aber vermeide starke Zugluft, die Raubmilben vertreiben könnte. In einem Gewächshaus oder Wintergarten kannst du die Bedingungen durch Ventilatoren oder automatische Befeuchtungssysteme optimieren. Statistisch gesehen führt eine Luftfeuchtigkeit von 65–75 % zu einer Verdopplung der Fressleistung von P. persimilis im Vergleich zu 50 %.

Vorteile der biologischen Schädlingsbekämpfung mit Raubmilben

Die biologische Bekämpfung mit Raubmilben bietet zahlreiche Vorteile gegenüber chemischen Methoden. Erstens sind sie ungiftig und sicher für deine Pflanzen, Haustiere und dich selbst. Anders als chemische Mittel hinterlassen sie keine Rückstände, die die Pflanzengesundheit beeinträchtigen könnten. Zweitens fördern sie die Artenvielfalt, da sie keine nützlichen Insekten wie Bienen oder Marienkäfer schädigen.

Ein weiterer Vorteil ist die Nachhaltigkeit. Raubmilben sterben ab, sobald keine Spinnmilben mehr vorhanden sind, wodurch sie keine Gefahr für das Ökosystem darstellen. Zudem umgehen sie das Problem der Resistenzbildung, das bei chemischen Mitteln weit verbreitet ist. Studien zeigen, dass Spinnmilben in bis zu 80 % der Fälle gegen gängige Akarizide resistent sind, während Raubmilben ihre Wirksamkeit behalten.

Schließlich ist der Nützlingseinsatz kosteneffizient und einfach. Eine einmalige Anwendung von 500 Raubmilben für 5 m² kostet oft weniger als wiederholte chemische Behandlungen, und die Wirkung hält Wochen an. In der professionellen Landwirtschaft sind Raubmilben ein Standard, und auch für Zimmerpflanzenliebhaber sind sie eine praktikable Lösung.

Fazit

Raubmilben wie Phytoseiulus persimilis und Amblyseius californicus sind deine natürlichen Verbündeten im Kampf gegen Spinnmilben. Sie fressen Spinnmilben und deren Eier, vermehren sich schnell und reduzieren einen Befall innerhalb von 10–14 Tagen deutlich. Für den Erfolg sind ein frühzeitiger Einsatz, optimale Bedingungen (18–25 °C, über 60 % Luftfeuchtigkeit) und der Verzicht auf chemische Mittel entscheidend. P. persimilis eignet sich für akute Befälle, A. californicus für langfristige Kontrolle. Mit diesen Nützlingen schützt du deine Zimmerpflanzen nachhaltig und umweltfreundlich. Setze sie richtig ein, und deine Pflanzen bleiben gesund und frei von Schädlingen.

Häufig gestellte Fragen

Können Raubmilben andere Schädlinge außer Spinnmilben bekämpfen?

Raubmilben wie Amblyseius californicus sind vielseitig und können neben Spinnmilben auch Thripse oder andere kleine Schädlinge fressen. Phytoseiulus persimilis ist jedoch auf Spinnmilben spezialisiert und ernährt sich ausschließlich von diesen. Wenn du einen gemischten Befall hast, kannst du A. californicus mit anderen Nützlingen wie Amblyseius cucumeris kombinieren, die gezielt Thripse angreifen. Wichtig ist, den Hauptbefall zu identifizieren, um die passende Raubmilbenart zu wählen. In den meisten Fällen sind Spinnmilben das Hauptproblem bei Zimmerpflanzen, sodass eine Kombination oft nicht nötig ist.

Sind Raubmilben für Haustiere oder Kinder gefährlich?

Nein, Raubmilben sind völlig harmlos für Haustiere, Kinder und Erwachsene. Sie sind winzige Nützlinge, die ausschließlich Spinnmilben oder andere kleine Schädlinge fressen und keine Bisse oder andere Schäden verursachen. Sie bleiben auf den Pflanzen und suchen gezielt nach ihrer Beute. Sobald keine Spinnmilben mehr vorhanden sind, sterben sie ab oder wandern ab, ohne Spuren zu hinterlassen. Du kannst sie also bedenkenlos in Wohnräumen mit Tieren oder Kindern einsetzen.

Wie lange dauert es, bis Raubmilben einen Spinnmilbenbefall vollständig beseitigen?

Die Dauer hängt von der Befallsstärke und den Bedingungen ab. Bei einem leichten bis mittleren Befall und optimalen Bedingungen (18–25 °C, über 60 % Luftfeuchtigkeit) reduzieren Raubmilben den Befall innerhalb von 10–14 Tagen deutlich. Nach 2–3 Wochen sind die Pflanzen oft nahezu schädlingsfrei. Bei starkem Befall mit dichten Gespinsten kann es länger dauern, und eine zweite Anwendung nach zwei Wochen ist oft nötig. Eine frühzeitige Anwendung ist entscheidend, um die besten Ergebnisse zu erzielen.

Kann ich Raubmilben in einem Gewächshaus und in Wohnräumen gleichermaßen einsetzen?

Ja, Raubmilben funktionieren sowohl in Gewächshäusern als auch in Wohnräumen, solange die Bedingungen stimmen. In Gewächshäusern sind Temperatur und Luftfeuchtigkeit oft leichter zu kontrollieren, was Phytoseiulus persimilis begünstigt. In Wohnräumen, wo die Luft oft trockener ist, ist Amblyseius californicus robuster. Besprühe deine Pflanzen regelmäßig, um die Luftfeuchtigkeit zu erhöhen, besonders in beheizten Räumen. In beiden Umgebungen ist eine gleichmäßige Verteilung der Raubmilben auf allen betroffenen Pflanzen wichtig.

Was mache ich, wenn der Spinnmilbenbefall nach dem Einsatz von Raubmilben nicht verschwindet?

Wenn der Befall nach 2–3 Wochen nicht zurückgeht, überprüfe die Bedingungen: Ist die Luftfeuchtigkeit über 60 %, und liegt die Temperatur bei 18–25 °C? Zu trockene oder heiße Luft kann die Raubmilben schwächen. Kontrolliere auch, ob chemische Mittel kürzlich verwendet wurden, da diese die Nützlinge schädigen. Bei dichten Gespinsten kann eine Vorbehandlung mit einer milden Seifenlösung helfen. Falls der Befall weiterhin stark ist, setze nach zwei Wochen eine zweite Menge Raubmilben ein, idealerweise eine Kombination aus P. persimilis und A. californicus.

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Über den Autor

Ben Beyer ist Gründer von florage.de – dem ersten Pflanzen-Shop für Menschen ohne grünen Daumen. Mit digitaler Unterstützung und smarter Pflegehilfe macht er Zimmerpflanzen alltagstauglich und langlebig.

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